Meine Utopie 2

Manchmal ist die Seele des modernen Menschen ausgebrannt: Wüst und leer – nur ein verdorrter Baum steht in der Mitte. Das heìßt dann „Klimadepression“. Früher dachte ich einmal, man könnte das Roden der Regenwälder beenden. Nein, es wird immer schneller. Das ist so traurig. Irgendwie nachvollziehbar, dass dann Menschen auch so traurig sind. Es wirkt doch auch so auswegslos: In dieser Gesellschaft entkommt man ihren kapitalistischen Fängen nicht – bei jedem Grad an öko-sozialer Aufgeklärtheit. Das kapitalistische Getriebe läuft immer im Hintergrund mit: Man bleibt immer ein Stück weit Zahnrädchen. Ob sich nun irgendwo in der Kleidung, dem Essen Pestizide verstecken. Hat denn nun schon einmal jemand ernsthaft versucht, plastikfrei zu leben? Ich empfehle solche Experimente (vgl. Art. „bewusste Umweltzerstörung“ vom 17.01.2020), aber zu viel Druck und Stress kann auch zur Überlastung des Individuums führen: Man muss dann nämlich echt überlegen, wo man dann das eigene Essen herbekommen kann. Einfach nach Feierabend schnell in den Supermarkt, der eh auf dem Nachhauseweg liegt, ist dann nicht.

Aber ich glaube, wir müssen uns gar nicht so quälen. Im Artikel „Meine Utopie“ habe ich behauptet, dass es glücklich macht, ein Öko zu sein. Ja, das glaube ich wirklich.

Denn man darf sich nun frei fühlen. Die Scheinwerte der Leistungsgesellschaft (Schulnoten, Gehaltsabrechnung,…) jucken einen nicht mehr groß. Man hat seine innere Freiheit zurück. Das an sich ist ein Gewinn. Man braucht nicht mehr zu arbeiten, als man Geld zum Lebensunterhalt braucht. Vielleicht reicht ja Teilzeit. Man hätte dann die Zeit für wirkliche Ökoaktivitäten wie z.B. selber kochen. Mit frischen Zutaten vom Markt. Es ist schön, samstags über den Markt zu schlendern, dem Bauern zuzunicken und in den frischen Apfel zu beißen, den er uns reicht. Es ist ziemlich cool, Dinge eigenhändig reparieren zu können, um ihre Lebensdauer zu verlängern. Man entwickelt sich so aus dem niedrigen Stadium des Konsumenten, der hirnlos und durch Werbetricks fremdgesteuert einkauft hin zu den höheren Gefilden des Menschsein. Das ist sinnhaft und wird mit einem guten Gefühl belohnt. Man könnte auch sagen, dass es um zwei ultra-altmodische Werte geht, die auch ganz neu sind: Dankbarkeit und Genügsamkeit. Wir müssen nicht auf dem neusten Handy-Hype mitreiten. Wir muss nicht jedes Land gesehen haben. Man muss vielleicht mal seinen eigenen Nachbarn kennenlernen. Vielleicht ist mancherlei Kaufverhalten nur eine Ersatzbefriedigung für solch menschliche Wärme, die nah und nicht fern liegt.

Gandhi hätte (1) so schön sagen können: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ Ich glaube als Christin, dass die von Gott geschaffene Welt eigentlich über ausreichend Ressourcen für Tier und Mensch verfügt. Wenn wir lernen, zu teilen und gemeinschaftlich zu denken, ist auch genug für alle da. Dafür müsste man erst einmal wissen, was man wirklich braucht.

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(1) Also das Internet sagt, dass Gandhi das gesagt hätte. Tatsächlich hat er das folgende Zitat niedergeschrieben. Man hat ihn dann genial falsch zitiert: „I suggest that we are thieves in a way. If I take anything that I do not need for my own immediate use and keep it I thieve it from somebody else. I venture to suggest that it is the fundamental law of Nature, without exception, that Nature produces enough for our wants from day top day, and if only everybody took enough for himself and nothing more, there would be no pauperism in this world, there would be no more dying of starvation in this world. But so long as we have got this inequality, so long we are thieving.“
GANDHI, Mohandas Karamchand: Trusteeship, Ahmedabad 1960, S. 3. (https://www.mkgandhi.org/faq/q5.htm)

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