Jeder weiß, das Klima wandelt sich – und das nicht zum Guten. Es beginnt der sibirische Permafrostboden zu schmelzen. Dort ist die doppelte Menge an CO2 gespeichert wie sich derzeit in der Atmosphere befindet. Vielleicht ist der sogenannte Kipppunkt, bei dem eine Heißzeit eingeleitet wird, schon überschritten.
Man könnte ein ordentliches Klimapaket schnüren oder Ländern dabei zu helfen, sich auf die neuen Klimabedingungen einzustellen. Tatsächlich zankt man in der Politik und die große Masse gehorcht den Gesetzen der Trägheit.
Es scheint, dieses Wirtschaftssystem wurde eigens dafür erfunden, damit sich die menschliche Egomanie frei entfalten kann. Schon im 12. Jhd. beobachtete Hildegard von Bingen wie das menschliche Kreisen um sich selbst alles andere vernichtet. „Nur der Mensch ist ein Rebell (homo rebellis)“ (LVM III,13). „Wir [die Elemente] können nicht mehr laufen und unsere natürliche Bahn vollenden. Denn die Menschen kehren uns wie in einer Mühle um – von unterst nach oberst! Wir, die Element – die Lüfte, die Wasser- wir stinken schon wie die Pest.“ (LVM III, 2) (1). Der Mensch kann sich einfach nicht mit dem ihm angedachten Platz im Ökosystem zufrieden geben und ihn gestalten. Er stürmt los und greift nach mehr – auf den Kosten anderer Erdbewohner.
Wir, die von uns meinen, dass wir die Krönung der Schöpfung seien, verhalten uns oft wie ihr Tumor. Zu oft.

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(1) Zit. von Schipperges, Heinrich: Hildegard von Bingen, Verlag C.H Beck, Fünfte Auflage. München 2004, S. 59 f.
Bildquelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/hildegard-von-bingen-schwester-im-geiste/7225304.html. (Eine Postkarte von 1910.)