Warum mehr Esoterik?

Heutzutage darf man als evangelischer Theologe alles sein – lesbisch, polyamor, trans– o.k.. Nur eine Sünde gibt es noch: ein Esoteriker sein.

Esoterik und Uni – das geht gar nicht. Esoteriker_innen sind Seelenfänger, deren klebriges Netz aus falschen Heilsversprächen ihre Opfer festhält und sie zappeln lässt bis sie sich finanziell völlig ausgeblutet haben. Kleine, borstiges Monster, die die aufgeklärten Wissenschaft zersetzen- oder es zumindest versuchen.

Mein Großvater Ernst Habermann war ein renommierter Toxikologe der Justus-Liebig Universität in Gießen und saß im Wissenschaftlichen Beirat der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchen von Parawissenschaften e.V.“ (GWUP). Homöopathie und co. mangelt es immer noch an laborgeprüften Belegen. Meinem Großvater zufolge „schärfen [alternative Therapieformen] den Blick für Placebo-Phänomene“. Interessant aus ethnologischen Gründen – nicht aus pharmazeutischen. (1)

Nun, ich denke anders als ich und würde er noch leben, würde es am Esstisch bisweilen ordentlich krachen. Kein Heilprozess muss objektiv bewiesen werden, wenn ihn das dazugehörige Subjekt als solchen wahrnimmt. Dass es den Placebo-Effekt gibt, ist auch ein Glaube. Jedenfalls konnte man bisher kein Placebo-Molekül extrahieren und beweisen.

Und vielleicht findet die evangelische Theologie in den Untiefen der Esoterik ihre verloren geglaubte Mystik wieder.

Der Pfad der Wahrheit ist schmal.

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(1) Hier habe ich die Streitschrift „Besondere Therapieformen“ meines Großvaters gefunden: https://www.ariplex.com/ama/ama_eh06.htm.

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