Es gibt Menschen, die mit psychologischen Diagnosen nicht umgehen können. Das Problem bei einer Depression ist, dass die betroffene Person leidet und nicht, dass sie so scheinbar schlecht funktioniert.
Dem Menschen schmerzt sein ganzes Selbst – seine Seele. Aber das oft aus gutem Grund. Unsere sinnentleerte Gesellschaft macht krank.
Deshalb muss auch der diagnostizierte Mensch die Deutungshoheit über seine „Depression“ behalten. Denn er ist nicht zu dem zu therapierenden Objekt geworden, sondern darf weiterhin Subjekt bleiben, das denken und fühlen kann. Wenn man so nachforscht, kann man viel entdecken. Romano Guardini sagt: „Die Schwermut ist etwas zu Schmerzliches, und sie reicht zu tief in die Wurzeln unseres menschlichen Daseins hinab, als dass wir sie den Psychiatern überlassen dürften.“ (1)
Ich glaube, Guardini hat Recht. Jeder seelische Schmerz hat eine Ursache. Eine häufige Ursache der Depression ist meiner Beobachtung zufolge die Sinnentleertheit unserer Gesellschaft. Dieser „Sinn“ lässt sich aber nicht als Pille verabreichen.

(1) Guardini, Romano: Vom Sinn der Schwermut, 12. Auflage, Kevelaer 2017, S.7.
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