Ich war mal so ein richtiger Streber. Also eine ziemlich unnütze Existenzform. Wer braucht schon gute Noten?
Naja der halt, der mal einen akademischen Beruf ergreifen will. Jemand, der einen großen Beitrag zur Gesellschaft leisten will – als Arzt oder Jurist!
Ich denke, dass akademische Berufe in ihrer Wichtigkeit stark überschätzt werden. Denn was sind sie denn schon: Akademikerköpfe laufen mit einer höheren Wissenslast umher und haben zu jedem Thema ein höheres Informationenvolumen parat als Nicht-Akademiker. (Angeblich können sie gar besser denken.)
Der Horizont vieler Studierenden und Dozierenden der evangelischen Theologie endet an ihrer Schreibtischgrenze und auf diesem liegen immer drei Bücher: ein Latein-, ein Althebräisch- und ein Altgriechischlexikon. Diese drei Bücher versperren zusammen mit weiteren die Sicht auf das Leben, das am Schreibtisch vorbeizieht. Von ihnen unberührt.
Allein das Wissen um eine Lösung ist noch keine Lösung. Deshalb haben wir noch so viele soziale und ökologische Probleme, die in der Theorie schon längst gelöst sind.
An der Uni wird gern die Theorie der Theorie (der Theorie der Theorie^99) gelehrt. Mit dem Paraphrasieren der Professorenmeinung hat man in der Regel bessere Karten als beim eigenständigen Denken. Meine Erfahrung.
Ja, man braucht Ärzte und Juristen mit fundierten Sachkenntnissen. Aber man sollte als Student nicht so bluten müssen, wenn die Klausuren gar nichts mehr mit der Praxis zu tun haben. Und die latent mitschwingende Beleidung beim Wort „Hauptschüler“ sollte es nicht mehr geben.
Vielleicht ist ein Schreiner sogar mega gut für’s Klima und eben nicht der Wissenschaftler, der denkt und denkt und denkt. Lieber mal ein recyceltes Bett selbst bauen als im luftleeren Raum zu schwadronieren.

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